Hoffnungen auf einen goldenen Sommer
Es sind nur noch ein paar Wochen bis zu den Olympischen Spielen, die vom 15. September bis zum 1. Oktober in Sydney, Australien, ausgetragen werden. Ungefähr 10.000 Athleten aus 200 Ländern werden zusammenkommen und um Medaillen in 300 Disziplinen kämpfen. Deutschland allein wird ungefähr 460 Sportler nach Australien schicken, und während viele Deutsche ihren Sommer mit erholsamem Radfahren, Schwimmen oder Wandern verbringen, bereiten sich Leistungssportler für die bedeutendste aller Sportveranstaltungen vor.
Nach einer katastrophalen Leistung der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballeuropameisterschaft, wo sie als verteidigender Europameister auf dem vorletzten Platz landete, sind nun die olympischen Sommerspiele für Deutschland eine gute Gelegenheit um der Welt zu zeigen, dass selbst wenn der Nationalsport Fußball einen Tiefstand erreicht hat, das in anderen Sportarten sicherlich nicht der Fall ist.
Das deutsche Frauen-Schwimmteam, zum Beispiel, ist seit einigen Jahren sehr erfolgreich und hat hohe Chancen mehrere Medaillen nach Hause zu bringen. Sandra Völker, die eine Silber- und Bronzemedaille in Atlanta gewann (in 100 m und 50 m Freistil) ist erneut unter den führenden Wettkämpferinnen, genauso wie Franziska van Almsick, die Weltrekordhalterin in 200 m Freistil.
Während viele internationale Schwimmer auf einen neuen Schwimmanzug zählen, der der Haut eines Haifischs nachempfunden ist und den Wasserwiderstand verringert, sind die meisten deutschen Schwimmer zuversichtlich, dass ihre ausgezeichnete körperliche Kondition und nicht der Badeanzug ihnen die begehrten Medaillen in Sydney einbringen wird.
Die deutschen Leichtathleten haben auch gute Chancen in Sydney. Astrid Kumbernuss, Weltmeisterin (1995, 1997 und 1999) und Olympiasiegerin (1996) im Kugelstoßen, leidet seit einiger Zeit an einer Ellbogenverletzung, aber sie hat vor kurzem wieder an Wettkämpfen teilgenommen und hofft, ihre Verletzung vollständig zu überwinden und vor den Spielen noch in Spitzenform zu kommen.
Olympiasieger im Diskuswurf Lars Riedel, so wie auch Charles Friedek, Weltmeister im Dreisprung, vergrößern ebenfalls Deutschlands Medaillenchancen in der Leichtathletik.
Jochen Schüman, einst der beste Segler der ehemaligen DDR ist ebenfalls eine von Deutschlands Medaillenhoffnungen. Der 48-jährige dreifache Olympiasieger möchte seinen vierten olympischen Sieg feiern, bevor er sich aus dem Sport zurückzieht. Er ist nicht der einzige Athlet aus den neuen östlichen Ländern, der eine gute Chance hat, Gold nach Hause zu bringen. Mit vor kurzem erworbenen olympischen und internationalen Titeln in Biathlon, Turnen, Kanuwettbewerben, Rudern, Segeln und Schießen, sind ostdeutsche Athleten ein wichtiger Bestandteil des gesamtdeutschen olympischen Potenzials.
Leider geht es in deutschen Sportverbänden nicht nur um fairen Wettkampf. Deutschlands bester Langstreckenläufer, Dieter Baumann (1992 Olympiasieger im 5000 m Lauf), wurde letztes Jahr wegen Doping gesperrt, aber er wurde vor kurzem wieder vom deutschen Leichtathletikverband zugelassen. Inzwischen hat er schon die Olympiaqualifikation erreicht, aber die IAAF (Internationale Amateur-Athleten Föderation) sowie Experten, die Öffentlichkeit und andere Sportler stehen Baumanns Freispruch skeptisch gegenüber. Die Kontroverse über seine Teilnahme in Sydney wird wahrscheinlich bis zu den Spielen weitergehen, falls er überhaupt teilnehmen darf.
Aber von solchen Skandalen abgesehen, hat Deutschland eine große olympische Tradition, und deutsche Athleten werden sicherlich die großen Leistungen vergangener olympischer Spiele fortsetzen und die Erwartungen auf einen goldenen Sommer in Sydney erfüllen. Das kann man jedenfalls nur hoffen. Deutschlands Selbstvertrauen im Leistungssport benötigt nach dem viel diskutierten Fußballdebakel einen Auftrieb.